Lot Nr. 26 V


1979 Volkswagen 1303 Cabriolet


1979 Volkswagen 1303 Cabriolet - Klassische Fahrzeuge

Eines der letzten Käfer-Cabriolets mit einmaliger Geschichte
Weitgehend im unberührten Originalzustand
Bis 2022 bei einem Besitzer in München
Matching Numbers


Die Entwicklung eines Cabriolets auf Basis des Kdf-Wagens begann schon 1936. Auf einen viersitzigen Prototypen von Karmann folgten rund ein Dutzend Einzelstücke, die während der Kriegsjahre bei Autenrieth gebaut wurden. Die ersten Serien-Cabriolets, genannt Typ 15, entstanden bei Karmann 1949. Im selben Jahr begann man bei Hebmüller mit der Fertigung einer zweisitzigen Kleinserie, die letztlich mit Werksbrand und Insolvenz endete. Auch andere Karosseriebauer versuchten sich an offenen Käfern in meist minimalsten Stückzahlen.

Die Werkscabriolets baute hingegen weiterhin Karmann und sie machten alle Schritte der Käfer-Evolution mit. 1972 war man bei der letzten Entwicklungsstufe deutscher Produktion, dem Volkswagen 1303 angelangt. Auffälligste äußere Merkmale waren die deutlich größeren Heckleuchten und die nun gewölbte Windschutzscheibe, die neuen Sicherheitsvorschriften am wichtigen nordamerikanischen Markt geschuldet war, die besagten, dass es einen Mindestabstand zwischen Frontscheibe und Fahrgästen geben sollte. Die angekündigte Gesetzesänderung in Bezug auf die Windschutzscheibe trat übrigens nie in Kraft. Vom Vorgänger übernahm man die Motorvarianten, mit dem S-Paket gab es weiterhin 50 PS aus dem 1.584 ccm Boxer. Innen ließ sich mit dem L-Paket für zusätzlichen Komfort sorgen und natürlich ließ sich auch beides zum LS vereinen, eine Kombination, die in den Cabriolets Serie war. Im Laufe der Produktion wurde noch von Rollenlenkung auf eine neue Zahnstangenlenkung umgestellt, ehe 1975 die Produktion der Limousine, die im Golf einen designierten Nachfolger, aber gleichzeitig auch Konkurrenten gefunden hatte, in Deutschland auslief.

Aufgrund weiterhin starker Absatzzahlen lief die Fertigung der Cabriolets bei Karmann in Osnabrück weiter. Als 1979 dessen Ende angekündigt wurde, war der Aufschrei groß, aber selbst Demonstrationen konnten die Entscheidung, die Wolfsburg getroffen hatte, nicht mehr ändern. Der gerade erst präsentierte offene Golf konnte über den Verlust nicht hinweghelfen. Mit der Ankündigung des Anfangs vom Ende setzte noch einmal ein Run auf die letzten 1303 Cabriolets ein. Mit einer ganz schwarzen Epilogue-Edition legte Volkswagen am Hauptabsatzmarkt in Übersee in Form eines Sondermodells den Trauerflor an. An einem Donnerstag, dem 10. Jänner 1980, lief das letzte 1303 Cabriolet vom Band und die Produktion wurde eingestellt.

Einer der Glücklichen, die noch einen der letzten offenen Käfer ergatterten, war Günter Donner. Am 21. Juni 1979 fakturierte Volkswagen of America ein marsrotes (G6V3) 1303 Cabriolet mit sandbeigem Verdeck und schwarzem Interieur an den in die USA ausgewanderten Deutschen. Ausgeliefert wurde der Käfer aber nicht an dessen Adresse in der New Yorker Bronx, sondern an die MAHAG nach München, wo er sein Cabriolet mit Touristen-Kennzeichen abholen wollte. 7.221,66 Dollar inklusive deutscher Turnover Tax wies die Rechnung insgesamt aus, umgerechnet etwas weniger als der Listenpreis von DM 14.245 in der alten Heimat.

Einer der weniger Glücklichen war hingegen Prof. Dr. Welsch aus München, der zu spät gekommen war um noch ein neues Cabriolet zu bestellen. So aussichtslos die Bemühungen schienen, so glücklich war die Fügung, als bei der MAHAG das rote Cabriolet in ungewöhnlicher US-Spezifikation angeliefert wurde. Der Kontakt zwischen beiden Herren war schnell geknüpft und das Angebot war schlicht zu verlockend, als dass man es hätte ablehnen können. Für gar stolze DM 18.500 verkaufte Günter Donner sein neues 1303 Cabriolet an Prof. Welsch, ohne auch nur 100 Kilometer damit gefahren zu sein; vielleicht das Geschäft seines Lebens.

Mit 18. September war von offizieller Stelle die Ausnahmegenehmigung für die US-Spezifikation erteilt, da war das Cabriolet schon vier Tage zugelassen. Besonders war nicht nur der Beginn dieses Autolebens, auch der weitere Werdegang dieses roten Cabrios war alles andere als gewöhnlich. Denn erst im März dieses Jahres wurde der Käfer abgemeldet, bis dahin war es bei dem einen einzigen Eintrag von Prof. Welsch im Fahrzeugbrief geblieben. Zeit seines Lebens muss er sein 1303 Cabriolet mehr gehegt und gepflegt denn gefahren haben, sonst würde sich heute nicht ein Volkswagen nahezu im Jahreswagenzustand vor uns präsentieren. Als wäre seine Geschichte nicht außergewöhnlich genug, so hat sich dieses fast unberührt wirkende Käfer Cabriolet definitiv so manchen Superlativ verdient.

Chassis: 15 92033513
Motor: AJ141992
Aufbau: 242-9460
Papiere: Österreichische Einzelgenehmigung (historisch)
Deutscher Fahrzeugbrief (entwertet)
Originale Tourist Car Invoice and Shipping Order vom 21. Juni 1979
Manufacturer‘s Statement of Origin vom 21. Juni 1979
Ausnahmegenehmigung der Regierung von Oberbayern vom 18. September 1979

15.10.2022 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 43.700,-
Schätzwert:
EUR 28.000,- bis EUR 38.000,-

1979 Volkswagen 1303 Cabriolet


Eines der letzten Käfer-Cabriolets mit einmaliger Geschichte
Weitgehend im unberührten Originalzustand
Bis 2022 bei einem Besitzer in München
Matching Numbers


Die Entwicklung eines Cabriolets auf Basis des Kdf-Wagens begann schon 1936. Auf einen viersitzigen Prototypen von Karmann folgten rund ein Dutzend Einzelstücke, die während der Kriegsjahre bei Autenrieth gebaut wurden. Die ersten Serien-Cabriolets, genannt Typ 15, entstanden bei Karmann 1949. Im selben Jahr begann man bei Hebmüller mit der Fertigung einer zweisitzigen Kleinserie, die letztlich mit Werksbrand und Insolvenz endete. Auch andere Karosseriebauer versuchten sich an offenen Käfern in meist minimalsten Stückzahlen.

Die Werkscabriolets baute hingegen weiterhin Karmann und sie machten alle Schritte der Käfer-Evolution mit. 1972 war man bei der letzten Entwicklungsstufe deutscher Produktion, dem Volkswagen 1303 angelangt. Auffälligste äußere Merkmale waren die deutlich größeren Heckleuchten und die nun gewölbte Windschutzscheibe, die neuen Sicherheitsvorschriften am wichtigen nordamerikanischen Markt geschuldet war, die besagten, dass es einen Mindestabstand zwischen Frontscheibe und Fahrgästen geben sollte. Die angekündigte Gesetzesänderung in Bezug auf die Windschutzscheibe trat übrigens nie in Kraft. Vom Vorgänger übernahm man die Motorvarianten, mit dem S-Paket gab es weiterhin 50 PS aus dem 1.584 ccm Boxer. Innen ließ sich mit dem L-Paket für zusätzlichen Komfort sorgen und natürlich ließ sich auch beides zum LS vereinen, eine Kombination, die in den Cabriolets Serie war. Im Laufe der Produktion wurde noch von Rollenlenkung auf eine neue Zahnstangenlenkung umgestellt, ehe 1975 die Produktion der Limousine, die im Golf einen designierten Nachfolger, aber gleichzeitig auch Konkurrenten gefunden hatte, in Deutschland auslief.

Aufgrund weiterhin starker Absatzzahlen lief die Fertigung der Cabriolets bei Karmann in Osnabrück weiter. Als 1979 dessen Ende angekündigt wurde, war der Aufschrei groß, aber selbst Demonstrationen konnten die Entscheidung, die Wolfsburg getroffen hatte, nicht mehr ändern. Der gerade erst präsentierte offene Golf konnte über den Verlust nicht hinweghelfen. Mit der Ankündigung des Anfangs vom Ende setzte noch einmal ein Run auf die letzten 1303 Cabriolets ein. Mit einer ganz schwarzen Epilogue-Edition legte Volkswagen am Hauptabsatzmarkt in Übersee in Form eines Sondermodells den Trauerflor an. An einem Donnerstag, dem 10. Jänner 1980, lief das letzte 1303 Cabriolet vom Band und die Produktion wurde eingestellt.

Einer der Glücklichen, die noch einen der letzten offenen Käfer ergatterten, war Günter Donner. Am 21. Juni 1979 fakturierte Volkswagen of America ein marsrotes (G6V3) 1303 Cabriolet mit sandbeigem Verdeck und schwarzem Interieur an den in die USA ausgewanderten Deutschen. Ausgeliefert wurde der Käfer aber nicht an dessen Adresse in der New Yorker Bronx, sondern an die MAHAG nach München, wo er sein Cabriolet mit Touristen-Kennzeichen abholen wollte. 7.221,66 Dollar inklusive deutscher Turnover Tax wies die Rechnung insgesamt aus, umgerechnet etwas weniger als der Listenpreis von DM 14.245 in der alten Heimat.

Einer der weniger Glücklichen war hingegen Prof. Dr. Welsch aus München, der zu spät gekommen war um noch ein neues Cabriolet zu bestellen. So aussichtslos die Bemühungen schienen, so glücklich war die Fügung, als bei der MAHAG das rote Cabriolet in ungewöhnlicher US-Spezifikation angeliefert wurde. Der Kontakt zwischen beiden Herren war schnell geknüpft und das Angebot war schlicht zu verlockend, als dass man es hätte ablehnen können. Für gar stolze DM 18.500 verkaufte Günter Donner sein neues 1303 Cabriolet an Prof. Welsch, ohne auch nur 100 Kilometer damit gefahren zu sein; vielleicht das Geschäft seines Lebens.

Mit 18. September war von offizieller Stelle die Ausnahmegenehmigung für die US-Spezifikation erteilt, da war das Cabriolet schon vier Tage zugelassen. Besonders war nicht nur der Beginn dieses Autolebens, auch der weitere Werdegang dieses roten Cabrios war alles andere als gewöhnlich. Denn erst im März dieses Jahres wurde der Käfer abgemeldet, bis dahin war es bei dem einen einzigen Eintrag von Prof. Welsch im Fahrzeugbrief geblieben. Zeit seines Lebens muss er sein 1303 Cabriolet mehr gehegt und gepflegt denn gefahren haben, sonst würde sich heute nicht ein Volkswagen nahezu im Jahreswagenzustand vor uns präsentieren. Als wäre seine Geschichte nicht außergewöhnlich genug, so hat sich dieses fast unberührt wirkende Käfer Cabriolet definitiv so manchen Superlativ verdient.

Chassis: 15 92033513
Motor: AJ141992
Aufbau: 242-9460
Papiere: Österreichische Einzelgenehmigung (historisch)
Deutscher Fahrzeugbrief (entwertet)
Originale Tourist Car Invoice and Shipping Order vom 21. Juni 1979
Manufacturer‘s Statement of Origin vom 21. Juni 1979
Ausnahmegenehmigung der Regierung von Oberbayern vom 18. September 1979


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 16.00
oldtimer@dorotheum.at

+43 1 515 60 428
Auktion: Klassische Fahrzeuge
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 15.10.2022 - 16:00
Auktionsort: Messezentrum Salzburg
Besichtigung: 14.10. - 15.10.2022


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.