Lot Nr. 521


Friedrich Kraus


(Krottingen 1826–1894 Berlin)
Gastmahl - Sebastiano del Piombo und Jacopo Strada zu Gast bei Tizian in Venedig, signiert F. Kraus (1)862, Öl auf Leinwand, 111 x 162 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Deutschland.

Ausgestellt:
43. Kunstausstellung der königlichen Akademie der Künste, Berlin, 1862, Nr. 380.

Vergleiche:
Friedrich von Boetticher, Malerwerke des 19. Jahrhunderts, Hofheim am Taunus 1979, Bd. I, 2, S. 790, Nr. 29 (Gastmahl bei Tizian, gestochen von Gustav Eilers).

Der deutsche Künstler Friedrich Kraus zog nach Abschluss seiner akademischen Studien in Königsberg 1852 zunächst nach Paris und in der Folge nach Rom, wo er die Gelegenheit hatte, direkt bei den großen Meistern zu studieren, deren Werke in öffentlichen und privaten Sammlungen ausgestellt waren. Im Jahr 1855 ließ er sich schließlich in Berlin nieder, wo er Mitglied der Akademie wurde und jährlich an ihren Ausstellungen teilnahm.

Das vorliegende Los zeugt nicht nur Kraus‘ Interesse an der Historienmalerei, sondern auch von seiner Kenntnis über das Leben und die Techniken der Alten Meister. Unter dem Einfluss von Veroneses Bankettszenen platziert Kraus die Protagonisten auf einer Veranda, eingerahmt von einer idyllischen architektonischen Umgebung. Die Betonung der Textur und des Reichtums der Textilien, die Verwendung von Sfumato und die Ähnlichkeit der Posen und der Physiognomie der Figuren mit Werken der venezianischen Meister sollen den Betrachter in die italienische Renaissance versetzen.

Die Figuren wurden direkt von bekannten Porträts übernommen: Jacopo Strada (ganz rechts) aus Tizians Gemälde im Kunsthistorischen Museum, Wien; Tizian (Mitte) aus seinem Selbstporträt in der Gemäldegalerie, Berlin; seine Tochter Lavinia (links, stehend) aus ihrem vermeintlichen Porträt in der Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden und Sebastiano del Piombo (sitzend, links) wahrscheinlich aus Tintorettos Bildnis des Künstlers.

Obwohl etliche Elemente der fiktionalen Begegnung von historischen Fakten inspiriert sind, wie beispielsweise Sebastiano del Piombos Talent als Lautenist, hat ein Treffen zwischen ihnen in der hier dargestellten Form wahrscheinlich nie stattgefunden. Einerseits soll Tizian eine Abneigung gegen Jacopo Strada gehegt und ihn für einen Scharlatan gehalten haben. Andererseits war del Piombo während Stradas Aufenthalt in Venedig 1567-68 bereits in Rom ansässig.

Abgesehen von Kraus‘ Interesse, sein kunsthistorisches Wissen unter Beweis zu stellen, wurden solche Kunstwerke im 19. Jahrhundert als Konversationsobjekte sehr geschätzt: Sie wurden nicht nur wegen ihrer exquisiten Handwerkskunst bestaunt, sondern sie regten auch Kommentare und Reflexionen an. Die dargestellte Szene sollte die Neugierde des Betrachters wecken und seine romantische Vorstellungskraft anregen - ähnlich wie es heute der Fall ist.

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at

08.11.2022 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 19.200,-
Schätzwert:
EUR 18.000,- bis EUR 25.000,-

Friedrich Kraus


(Krottingen 1826–1894 Berlin)
Gastmahl - Sebastiano del Piombo und Jacopo Strada zu Gast bei Tizian in Venedig, signiert F. Kraus (1)862, Öl auf Leinwand, 111 x 162 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Deutschland.

Ausgestellt:
43. Kunstausstellung der königlichen Akademie der Künste, Berlin, 1862, Nr. 380.

Vergleiche:
Friedrich von Boetticher, Malerwerke des 19. Jahrhunderts, Hofheim am Taunus 1979, Bd. I, 2, S. 790, Nr. 29 (Gastmahl bei Tizian, gestochen von Gustav Eilers).

Der deutsche Künstler Friedrich Kraus zog nach Abschluss seiner akademischen Studien in Königsberg 1852 zunächst nach Paris und in der Folge nach Rom, wo er die Gelegenheit hatte, direkt bei den großen Meistern zu studieren, deren Werke in öffentlichen und privaten Sammlungen ausgestellt waren. Im Jahr 1855 ließ er sich schließlich in Berlin nieder, wo er Mitglied der Akademie wurde und jährlich an ihren Ausstellungen teilnahm.

Das vorliegende Los zeugt nicht nur Kraus‘ Interesse an der Historienmalerei, sondern auch von seiner Kenntnis über das Leben und die Techniken der Alten Meister. Unter dem Einfluss von Veroneses Bankettszenen platziert Kraus die Protagonisten auf einer Veranda, eingerahmt von einer idyllischen architektonischen Umgebung. Die Betonung der Textur und des Reichtums der Textilien, die Verwendung von Sfumato und die Ähnlichkeit der Posen und der Physiognomie der Figuren mit Werken der venezianischen Meister sollen den Betrachter in die italienische Renaissance versetzen.

Die Figuren wurden direkt von bekannten Porträts übernommen: Jacopo Strada (ganz rechts) aus Tizians Gemälde im Kunsthistorischen Museum, Wien; Tizian (Mitte) aus seinem Selbstporträt in der Gemäldegalerie, Berlin; seine Tochter Lavinia (links, stehend) aus ihrem vermeintlichen Porträt in der Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden und Sebastiano del Piombo (sitzend, links) wahrscheinlich aus Tintorettos Bildnis des Künstlers.

Obwohl etliche Elemente der fiktionalen Begegnung von historischen Fakten inspiriert sind, wie beispielsweise Sebastiano del Piombos Talent als Lautenist, hat ein Treffen zwischen ihnen in der hier dargestellten Form wahrscheinlich nie stattgefunden. Einerseits soll Tizian eine Abneigung gegen Jacopo Strada gehegt und ihn für einen Scharlatan gehalten haben. Andererseits war del Piombo während Stradas Aufenthalt in Venedig 1567-68 bereits in Rom ansässig.

Abgesehen von Kraus‘ Interesse, sein kunsthistorisches Wissen unter Beweis zu stellen, wurden solche Kunstwerke im 19. Jahrhundert als Konversationsobjekte sehr geschätzt: Sie wurden nicht nur wegen ihrer exquisiten Handwerkskunst bestaunt, sondern sie regten auch Kommentare und Reflexionen an. Die dargestellte Szene sollte die Neugierde des Betrachters wecken und seine romantische Vorstellungskraft anregen - ähnlich wie es heute der Fall ist.

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 08.11.2022 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 22.10. - 08.11.2022


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.