Lot Nr. 520 -


Wiener Schule des 19. Jahrhunderts


Wiener Schule des 19. Jahrhunderts - Gemälde des 19. Jahrhunderts

Allegorie auf Erzherzog Rudolf, Öl auf Leinwand, 46,5 x 250 cm, ohne Rahmen

In der linken Bildhälfte, dargestellt mit rotem Mantel, Herzogshut und Beinzeug, steht Herzog Rudolf IV., genannt der Stifter (1339-1365). Um ihn herum werden verschiedene, bedeutende Ereignisse seiner Regierungszeit präsentiert. Rudolf IV. schuf 1358/59 mit dem Privilegium Maius - einer Reihe gefälschter Urkunden - den Erzherzogtitel, der schließlich von 1453 bis zum Ende der österreichischen Monarchie in Verwendung war.
Am linken Bildrand sind Handwerker erkennbar, die sich um den herzoglichen Beschluss versammeln, die Zünfte aufzulösen. Am 20. Juli 1361 beschloss Rudolf IV., gegen die kartellistische Politik der genossenschaftlichen Organisationen von Handwerksmeistern vorzugehen. Sein Ziel war es, die Gewerbefreiheit zu stärken.

Rechts daneben ist ein Abbild des Wiener Stephansdomes zu sehen, mit dessen Ausbau im Jahre 1359 begonnen wurde. Vor allem die Errichtung des Südturmes und die Erweiterung des bereits bestehenden Kirchenbaus im gotischen Stil sollten dem mächtigen Sakralbau ein neues Gesicht verleihen. Auch die beiden Kapellen rechts und links des Hauptportales sowie die Fürstenportale gehen auf Rudolf IV. zurück. Das Grab des Herzogs befindet sich in der Gruft unter dem Mittelchor des Stephansdomes. Das Stifterpaar, Rudolf IV. und seine Gattin Katharina, wurde im Gewände des Bischofstores verewigt. Vermutlich wird die Skizze der Stephanskirche hier vom Magister operum ad St. Stephanum präsentiert; wer genau jedoch für die Planung des Baus verantwortlich war, ist unklar.
Das Datum 7. April 1359, dem Tag der Grundsteinlegung, findet sich auf der Urkunde, welche der Geistliche rechts neben Rudolf IV. dem Herzog präsentiert.
Im Hintergrund dieser Szene ist eine Tiroler Delegation abgebildet, die das Tiroler Wappen – den roten Adler auf weißem Grund – in Händen hält. Durch einen Erbvertrag mit Margarete von Tirol, später Margarete Maultasch genannt, fiel Tirol an die Habsburger. Margarete, die Schwiegermutter von Rudolfs IV. Schwester, vermachte ihm mangels anderer Erben die Grafschaft mit der damaligen Landeshauptstadt Meran.
Die Mitte des Gemäldes wird von der Gründungsszene der Wiener Universität bestimmt. Das genaue Datum dieses Ereignisses, der 12. März 1365, ist auf der Gründungsurkunde lesbar. Gehalten wird sie vermutlich von Albert von Sachsen, dem ersten Rektor der Universität, der von mehreren Gelehrten im Talar umringt wird. Möglicherweise möchte der Künstler dieses Ereignis somit auch in den Mittelpunkt des Schaffens Rudolfs IV. stellen. Dieser starb allerdings nur wenige Monate später im Juli 1365.
Die Gründung der Theologischen Fakultät an der Wiener Alma Mater am 20. Februar 1384 fiel bereits unter die Herrschaft Albrechts III., Rudolfs IV. jüngerem Bruder und Nachfolger (um 1349/50-1395).
Albrecht III. (genannt „mit dem Zopf“) wird im rechten Bildteil dargestellt und übernimmt dort gerade die entsprechende Urkunde. Erst durch die Schaffung einer Theologischen Fakultät wurde die Wiener Universität zu einer vollwertigen Hochschule.
Rechts von Albrecht III. wird ein Dokument mit der Aufschrift „Lachsenburg“ präsentiert, dies bezieht sich auf den Ausbau des kleinen Schlosses in Laxenburg zu einem ansehnlichen Jagdschloss (heute bekannt als Altes Schloss). Es sollte zum Lieblingsaufenthaltsort des Habsburgers werden, an dem er schließlich 1395 verstarb.
Das monumentale Gemälde erinnert an die berühmten Entwürfe Hans Makarts zum Festzug im Jahre 1875, bei dem die Silberhochzeit des Kaiserpaares Franz Joseph I. und Elisabeth gefeiert wurde sowie an das Deckengemälde im Goldsaal des Kunsthistorischen Museums von Julius Victor Berger, „Die Mäzene des Hauses Habsburg“.

Expertin: Johanna Plank, MA Johanna Plank, MA
+43-1-515 60-501

johanna.plank@dorotheum.at

08.11.2022 - 17:00

Schätzwert:
EUR 15.000,- bis EUR 20.000,-

Wiener Schule des 19. Jahrhunderts


Allegorie auf Erzherzog Rudolf, Öl auf Leinwand, 46,5 x 250 cm, ohne Rahmen

In der linken Bildhälfte, dargestellt mit rotem Mantel, Herzogshut und Beinzeug, steht Herzog Rudolf IV., genannt der Stifter (1339-1365). Um ihn herum werden verschiedene, bedeutende Ereignisse seiner Regierungszeit präsentiert. Rudolf IV. schuf 1358/59 mit dem Privilegium Maius - einer Reihe gefälschter Urkunden - den Erzherzogtitel, der schließlich von 1453 bis zum Ende der österreichischen Monarchie in Verwendung war.
Am linken Bildrand sind Handwerker erkennbar, die sich um den herzoglichen Beschluss versammeln, die Zünfte aufzulösen. Am 20. Juli 1361 beschloss Rudolf IV., gegen die kartellistische Politik der genossenschaftlichen Organisationen von Handwerksmeistern vorzugehen. Sein Ziel war es, die Gewerbefreiheit zu stärken.

Rechts daneben ist ein Abbild des Wiener Stephansdomes zu sehen, mit dessen Ausbau im Jahre 1359 begonnen wurde. Vor allem die Errichtung des Südturmes und die Erweiterung des bereits bestehenden Kirchenbaus im gotischen Stil sollten dem mächtigen Sakralbau ein neues Gesicht verleihen. Auch die beiden Kapellen rechts und links des Hauptportales sowie die Fürstenportale gehen auf Rudolf IV. zurück. Das Grab des Herzogs befindet sich in der Gruft unter dem Mittelchor des Stephansdomes. Das Stifterpaar, Rudolf IV. und seine Gattin Katharina, wurde im Gewände des Bischofstores verewigt. Vermutlich wird die Skizze der Stephanskirche hier vom Magister operum ad St. Stephanum präsentiert; wer genau jedoch für die Planung des Baus verantwortlich war, ist unklar.
Das Datum 7. April 1359, dem Tag der Grundsteinlegung, findet sich auf der Urkunde, welche der Geistliche rechts neben Rudolf IV. dem Herzog präsentiert.
Im Hintergrund dieser Szene ist eine Tiroler Delegation abgebildet, die das Tiroler Wappen – den roten Adler auf weißem Grund – in Händen hält. Durch einen Erbvertrag mit Margarete von Tirol, später Margarete Maultasch genannt, fiel Tirol an die Habsburger. Margarete, die Schwiegermutter von Rudolfs IV. Schwester, vermachte ihm mangels anderer Erben die Grafschaft mit der damaligen Landeshauptstadt Meran.
Die Mitte des Gemäldes wird von der Gründungsszene der Wiener Universität bestimmt. Das genaue Datum dieses Ereignisses, der 12. März 1365, ist auf der Gründungsurkunde lesbar. Gehalten wird sie vermutlich von Albert von Sachsen, dem ersten Rektor der Universität, der von mehreren Gelehrten im Talar umringt wird. Möglicherweise möchte der Künstler dieses Ereignis somit auch in den Mittelpunkt des Schaffens Rudolfs IV. stellen. Dieser starb allerdings nur wenige Monate später im Juli 1365.
Die Gründung der Theologischen Fakultät an der Wiener Alma Mater am 20. Februar 1384 fiel bereits unter die Herrschaft Albrechts III., Rudolfs IV. jüngerem Bruder und Nachfolger (um 1349/50-1395).
Albrecht III. (genannt „mit dem Zopf“) wird im rechten Bildteil dargestellt und übernimmt dort gerade die entsprechende Urkunde. Erst durch die Schaffung einer Theologischen Fakultät wurde die Wiener Universität zu einer vollwertigen Hochschule.
Rechts von Albrecht III. wird ein Dokument mit der Aufschrift „Lachsenburg“ präsentiert, dies bezieht sich auf den Ausbau des kleinen Schlosses in Laxenburg zu einem ansehnlichen Jagdschloss (heute bekannt als Altes Schloss). Es sollte zum Lieblingsaufenthaltsort des Habsburgers werden, an dem er schließlich 1395 verstarb.
Das monumentale Gemälde erinnert an die berühmten Entwürfe Hans Makarts zum Festzug im Jahre 1875, bei dem die Silberhochzeit des Kaiserpaares Franz Joseph I. und Elisabeth gefeiert wurde sowie an das Deckengemälde im Goldsaal des Kunsthistorischen Museums von Julius Victor Berger, „Die Mäzene des Hauses Habsburg“.

Expertin: Johanna Plank, MA Johanna Plank, MA
+43-1-515 60-501

johanna.plank@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 08.11.2022 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 22.10. - 08.11.2022