Lot Nr. 34


Venezianische Schule, 16. Jahrhundert


Ganzfiguriges Porträt einer Sultana in osmanischen Holzschuhen (Nalins),
Öl auf Leinwand, 170 x 95,5 cm, gerahmt

Das vorliegende Gemälde ist ein Beispiel von im 16. Jahrhundert beliebt gewordenen Porträts imaginierter „Sultanas“, die Haremsfrauen als Einzelfiguren und einem abendländischen Vorstellungsideal entsprechend zeigen. Die weibliche Figur ist als Kurtisane dargestellt und mit einem freizügigen grünen Gewand und einem durchsichtigen Umhang mit Ärmeln bekleidet. Mit ihrem lockigen rotblonden bzw. „venezianisch-blonden“ Haar entspricht die Darstellung dieser Kurtisane dem venezianischen Ideal von Schönheit insbesondere auch dadurch, indem sie dem von Tizian geprägten Frauentypus folgt. Die Rose, die sie in ihrer Hand hält, ist ein Symbol der Venus und mag auch auf „Rossa“ oder „Rosselana“, dem Namen der Lieblingsfrau von Sultan Süleyman dem Prächtigen, anspielen.

Der höhere soziale Rang der Dargestellten wird durch wertvolle Juwelen und die sogenannten „Nalins“ betont. Hierbei handelt es sich um osmanische Holzschuhe, welche Füße und Kleidung der Trägerin vor dem Wasser und den geheizten Böden in türkischen Badehäusern schützen sollte. Die Schuhe waren oft mit Silberintarsien, Perlmutt und sogar Edelsteinen reich verziert, wie auch auf dem vorliegenden Bild zu erkennen ist. Über ihren praktischen Nutzen hinaus hatten die Schuhe in der osmanischen Gesellschaft auch eine symbolische Bedeutung: die unterschiedlichen Höhen der Fußbekleidung zeigten den Rang ihrer Trägerinnen an.

Diesen Schuhtyp findet man auch auf Drucken des späten 16. Jahrhunderts wieder, wie beispielsweise in Jean Jacques Boissards 1581 veröffentlichtem Kompendium internationaler Trachten, Habitus variarum orbis gentium. Der Schuh ist den in Venedig getragenen Chopinen verwandt, die ihrer Trägerin ebenfalls zum Schutz vor der Nässe in den Gassen der Stadt dienten, bis sie schließlich zum Symbol von Luxus und Adel wurden.

Die Handelsbeziehungen zwischen Venedig und dem osmanischen Reich erreichten ihren Höhepunkt im 15. und 16. Jahrhundert, ungeachtet der Rivalitäten der beiden Mächte, die 1571 in der Schlacht von Lepanto kulminierten. Die durch den Handel begünstigten Beziehungen mit den Osmanen riefen so viel Faszination hervor, dass in der Folge osmanische Figuren und Trachten Eingang in die damalige Bildwelt Venedigs fanden.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

25.10.2023 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 36.400,-
Schätzwert:
EUR 50.000,- bis EUR 70.000,-

Venezianische Schule, 16. Jahrhundert


Ganzfiguriges Porträt einer Sultana in osmanischen Holzschuhen (Nalins),
Öl auf Leinwand, 170 x 95,5 cm, gerahmt

Das vorliegende Gemälde ist ein Beispiel von im 16. Jahrhundert beliebt gewordenen Porträts imaginierter „Sultanas“, die Haremsfrauen als Einzelfiguren und einem abendländischen Vorstellungsideal entsprechend zeigen. Die weibliche Figur ist als Kurtisane dargestellt und mit einem freizügigen grünen Gewand und einem durchsichtigen Umhang mit Ärmeln bekleidet. Mit ihrem lockigen rotblonden bzw. „venezianisch-blonden“ Haar entspricht die Darstellung dieser Kurtisane dem venezianischen Ideal von Schönheit insbesondere auch dadurch, indem sie dem von Tizian geprägten Frauentypus folgt. Die Rose, die sie in ihrer Hand hält, ist ein Symbol der Venus und mag auch auf „Rossa“ oder „Rosselana“, dem Namen der Lieblingsfrau von Sultan Süleyman dem Prächtigen, anspielen.

Der höhere soziale Rang der Dargestellten wird durch wertvolle Juwelen und die sogenannten „Nalins“ betont. Hierbei handelt es sich um osmanische Holzschuhe, welche Füße und Kleidung der Trägerin vor dem Wasser und den geheizten Böden in türkischen Badehäusern schützen sollte. Die Schuhe waren oft mit Silberintarsien, Perlmutt und sogar Edelsteinen reich verziert, wie auch auf dem vorliegenden Bild zu erkennen ist. Über ihren praktischen Nutzen hinaus hatten die Schuhe in der osmanischen Gesellschaft auch eine symbolische Bedeutung: die unterschiedlichen Höhen der Fußbekleidung zeigten den Rang ihrer Trägerinnen an.

Diesen Schuhtyp findet man auch auf Drucken des späten 16. Jahrhunderts wieder, wie beispielsweise in Jean Jacques Boissards 1581 veröffentlichtem Kompendium internationaler Trachten, Habitus variarum orbis gentium. Der Schuh ist den in Venedig getragenen Chopinen verwandt, die ihrer Trägerin ebenfalls zum Schutz vor der Nässe in den Gassen der Stadt dienten, bis sie schließlich zum Symbol von Luxus und Adel wurden.

Die Handelsbeziehungen zwischen Venedig und dem osmanischen Reich erreichten ihren Höhepunkt im 15. und 16. Jahrhundert, ungeachtet der Rivalitäten der beiden Mächte, die 1571 in der Schlacht von Lepanto kulminierten. Die durch den Handel begünstigten Beziehungen mit den Osmanen riefen so viel Faszination hervor, dass in der Folge osmanische Figuren und Trachten Eingang in die damalige Bildwelt Venedigs fanden.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.10.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10. - 25.10.2023


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.