Lot Nr. 67


Zugeschrieben an Peter Paul Rubens und Werkstatt


(Siegen 1577–1640 Antwerpen)
Ölskizze zweier Pferde samt Reitern,
Öl auf Holz, 64,5 x 76,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Belgien

Die vorliegende Komposition zeigt zwei Reiterstudien, die einer Gruppe von Ölskizzen angehören, die entweder Peter Paul Rubens und/oder seiner Werkstatt zugeschrieben werden. Der Reiter auf der linken Seite bewegt sein Pferd im Trab oder sogar in der Passage, während auf der rechten Seite Reiter und Pferd die Levade vollführen. Beide Reiter halten souverän die Zügel in der einen und den Kommandostab, das Symbol eines Kommandeurs, in der anderen.

Drei eigenhändige Ölskizzen werden als vom Meister stammend anerkannt, wovon eine ein weiß und braun geschecktes Pferd zeigt, dessen Reiter von hinten zu sehen ist und die kürzlich bei Sotheby’s, New York, versteigert wurde (siehe Auktion, Sotheby’s, New York, 25. Januar 2017, Lot 17). Die Urheberschaft Rubens’ wurde festgestellt, nachdem ein später hinzugefügter Hintergrund entfernt worden war. Das Werk bei Sotheby’s wurde in der Folge mit zwei weiteren Pferdeskizzen von Rubens in Verbindung gebracht, die ursprünglich auf derselben glatten Grundierung gemalt wurden und von ähnlicher Größe sind. Die eine Studie zeigt ein sich halb aufrichtendes weißgraues Pferd im Profil und befindet sich derzeit in einer englischen Privatsammlung; die andere, deren aktueller Verbleib unbekannt ist, zeigt ein graues Pferd von vorn und befand sich ursprünglich in der Sammlung der Earls von Portarlington. Die beiden zuletzt genannten Skizzen werden im vorliegenden Bild wiederholt.

Es ist anzunehmen, dass die drei eigenhändigen Skizzen Rubens’ von seinen Werkstattmitarbeitern verwendet wurden, um Reiterbildnisse oder thematisch einschlägige Kompositionen, die nach Pferden und Reitern verlangten, vorzubereiten, wie beispielsweise das Reiterbildnis des Don Rodrigo Calderon, (Royal Collection Trust, England; Inv.-Nr. 404393) und das Gemälde Wolfs- und Fuchsjagd im Metropolitan Museum of Art (Metropolitan Museum of Art, New York, Inv.-Nr. 10.37). Dadurch, dass sich das vorliegende Bild auf Ölskizzen bezieht, auf denen die beiden genannten Werke beruhen, wird ein Zusammenhang unseres Bildes mit dem Reiterbildnis von Don Rodrigo Calderon und der Wolfs- und Fuchsjagd deutlich.

Das vorliegende Werk steht zudem mit zwei Reiterstudien, die der Werkstatt von Rubens zugeschrieben werden, in Beziehung. Die zwei Pferdefiguren der vorliegenden Tafel kehren auf einem heute verlorenen Gemälde wieder, das eine Gruppe von drei Pferden darstellt und welches traditionell den Titel Die Reitschule trägt; es befand sich ehemals im Kaiser Friedrich Museum in Berlin (Inv.-Nr. 797). Vom Berliner Bild hat man einmal eingenommen, dass es von Rubens selbst stamme, doch in jüngerer Zeit hat die Forschung es als Werkstattarbeit eingeschätzt. Dieselben drei Pferdeposen finden sich, wenn auch in einer anderen Anordnung, auf einem Bild in der Royal Collection (Inv.-Nr. RCIN 404806).

Aufgrund des derzeitigen Zustands der Malschicht des vorliegenden Werkes ist es schwierig, die Beteiligung Rubens’ zu bestätigen oder zu verneinen, doch ist die hohe Qualität der Pferdedarstellungen unbestreitbar. Es ist dokumentiert, dass es nach dem Tod des Meisters im Jahr 1640 Werkstattpraxis war, Skizzen jeglicher Art für den Kunstmarkt in Gemälde umzuwandeln. Dies erklärt die Erweiterung der vorliegenden Tafel und die später hinzugefügte Landschaft mit dem Sonnenuntergang und dem Anwesen im Hintergrund, die beide aus derselben Zeit wie die Pferde und ihre Reiter stammen.

Im 16. Jahrhundert wurden das Dressurreiten und das Reittraining zu Pferde an den europäischen Höfen modern. Die Beherrschung des Tieres und der Anspruch, ihm bestimmte komplizierte Übungen abzuringen, verlangte eine feste Führung durch den Reiter. Diese reiterischen Fähigkeiten vorführen zu können, war ein wichtiger Teil der Ausbildung von Edelmännern und jungen Adeligen bei Hof und führte zur Untergattung der Reiterbildnisse. Peter Paul Rubens, der selbst ein passionierter Reiter war, streute in sein Werk edle Tiere ein und war von den eleganten Bewegungen der Pferde fasziniert. Von Beginn seiner Laufbahn an war ihm an einer korrekten Wiedergabe ihrer Anatomie gelegen.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

25.10.2023 - 18:00

Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Zugeschrieben an Peter Paul Rubens und Werkstatt


(Siegen 1577–1640 Antwerpen)
Ölskizze zweier Pferde samt Reitern,
Öl auf Holz, 64,5 x 76,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Belgien

Die vorliegende Komposition zeigt zwei Reiterstudien, die einer Gruppe von Ölskizzen angehören, die entweder Peter Paul Rubens und/oder seiner Werkstatt zugeschrieben werden. Der Reiter auf der linken Seite bewegt sein Pferd im Trab oder sogar in der Passage, während auf der rechten Seite Reiter und Pferd die Levade vollführen. Beide Reiter halten souverän die Zügel in der einen und den Kommandostab, das Symbol eines Kommandeurs, in der anderen.

Drei eigenhändige Ölskizzen werden als vom Meister stammend anerkannt, wovon eine ein weiß und braun geschecktes Pferd zeigt, dessen Reiter von hinten zu sehen ist und die kürzlich bei Sotheby’s, New York, versteigert wurde (siehe Auktion, Sotheby’s, New York, 25. Januar 2017, Lot 17). Die Urheberschaft Rubens’ wurde festgestellt, nachdem ein später hinzugefügter Hintergrund entfernt worden war. Das Werk bei Sotheby’s wurde in der Folge mit zwei weiteren Pferdeskizzen von Rubens in Verbindung gebracht, die ursprünglich auf derselben glatten Grundierung gemalt wurden und von ähnlicher Größe sind. Die eine Studie zeigt ein sich halb aufrichtendes weißgraues Pferd im Profil und befindet sich derzeit in einer englischen Privatsammlung; die andere, deren aktueller Verbleib unbekannt ist, zeigt ein graues Pferd von vorn und befand sich ursprünglich in der Sammlung der Earls von Portarlington. Die beiden zuletzt genannten Skizzen werden im vorliegenden Bild wiederholt.

Es ist anzunehmen, dass die drei eigenhändigen Skizzen Rubens’ von seinen Werkstattmitarbeitern verwendet wurden, um Reiterbildnisse oder thematisch einschlägige Kompositionen, die nach Pferden und Reitern verlangten, vorzubereiten, wie beispielsweise das Reiterbildnis des Don Rodrigo Calderon, (Royal Collection Trust, England; Inv.-Nr. 404393) und das Gemälde Wolfs- und Fuchsjagd im Metropolitan Museum of Art (Metropolitan Museum of Art, New York, Inv.-Nr. 10.37). Dadurch, dass sich das vorliegende Bild auf Ölskizzen bezieht, auf denen die beiden genannten Werke beruhen, wird ein Zusammenhang unseres Bildes mit dem Reiterbildnis von Don Rodrigo Calderon und der Wolfs- und Fuchsjagd deutlich.

Das vorliegende Werk steht zudem mit zwei Reiterstudien, die der Werkstatt von Rubens zugeschrieben werden, in Beziehung. Die zwei Pferdefiguren der vorliegenden Tafel kehren auf einem heute verlorenen Gemälde wieder, das eine Gruppe von drei Pferden darstellt und welches traditionell den Titel Die Reitschule trägt; es befand sich ehemals im Kaiser Friedrich Museum in Berlin (Inv.-Nr. 797). Vom Berliner Bild hat man einmal eingenommen, dass es von Rubens selbst stamme, doch in jüngerer Zeit hat die Forschung es als Werkstattarbeit eingeschätzt. Dieselben drei Pferdeposen finden sich, wenn auch in einer anderen Anordnung, auf einem Bild in der Royal Collection (Inv.-Nr. RCIN 404806).

Aufgrund des derzeitigen Zustands der Malschicht des vorliegenden Werkes ist es schwierig, die Beteiligung Rubens’ zu bestätigen oder zu verneinen, doch ist die hohe Qualität der Pferdedarstellungen unbestreitbar. Es ist dokumentiert, dass es nach dem Tod des Meisters im Jahr 1640 Werkstattpraxis war, Skizzen jeglicher Art für den Kunstmarkt in Gemälde umzuwandeln. Dies erklärt die Erweiterung der vorliegenden Tafel und die später hinzugefügte Landschaft mit dem Sonnenuntergang und dem Anwesen im Hintergrund, die beide aus derselben Zeit wie die Pferde und ihre Reiter stammen.

Im 16. Jahrhundert wurden das Dressurreiten und das Reittraining zu Pferde an den europäischen Höfen modern. Die Beherrschung des Tieres und der Anspruch, ihm bestimmte komplizierte Übungen abzuringen, verlangte eine feste Führung durch den Reiter. Diese reiterischen Fähigkeiten vorführen zu können, war ein wichtiger Teil der Ausbildung von Edelmännern und jungen Adeligen bei Hof und führte zur Untergattung der Reiterbildnisse. Peter Paul Rubens, der selbst ein passionierter Reiter war, streute in sein Werk edle Tiere ein und war von den eleganten Bewegungen der Pferde fasziniert. Von Beginn seiner Laufbahn an war ihm an einer korrekten Wiedergabe ihrer Anatomie gelegen.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.10.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10. - 25.10.2023

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