Lot Nr. 68


Werkstatt des Peter Paul Rubens


(Siegen 1577–1640 Antwerpen)
Hero und Leander,
Öl auf Leinwand, 84 x 111 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Sotheby’s Olympia, London, 28. Oktober 2004, Lot 35 (als nach Sir Peter Paul Rubens, 18. Jahrhundert, mit falschen Maßangaben);
Auktion, Bonhams, Oxford, 14. April 2015, Lot 388 (als nach Sir Peter Paul Rubens, 18. Jahrhundert, mit falschen Maßangaben);
Privatsammlung, Deutschland

Ausgestellt:
Stuttgart, Staatsgalerie Stuttgart, Becoming Famous. Peter Paul Rubens, 22. Oktober 2021 – 20. Februar 2022, Kat.-Nr. 33 (als Werkstatt des Peter Paul Rubens (?));
Genua, Palazzo Ducale, Appartamento del Doge, Rubens a Genova, 6. Oktober 2022 – 22. Januar 2023 (als Werkstatt des Peter Paul Rubens (?))
Literatur:
V. Korbei, Rubens und die Antike, in: Becoming Famous. Peter Paul Rubens, Ausstellungskatalog, Dresden 2021, S. 150–152, Nr. 33, Abb. S. 151 (als Werkstatt des Peter Paul Rubens (?), um 1609–1618);
N. Büttner, A. Orlando, Rubens a Genova, Ausstellungskatalog, Mailand 2022, S. 336–339, 385, Nr. 54, mit Abb. (Werkstatt des Peter Paul Rubens (?));
G. Martin, Leander and Hero, in: E. McGrath, B. Schepers und B. Vanoppen (Hrsg.), Corpus Rubenianum Ludwig Burchard, an illustrated catalogue raisonné of the work of Peter Paul Rubens based on the material assembled by the late Ludwig Burchard (1886–1960) in twenty-nine parts, Teil 11: Mythological subjects, Bd. 1, Hercules to Olympus, London/Turnhout 2022, S. 293, Erwähnung unter Nr. 73-2, als Kopie Nr. 7

Das vorliegende bewegte und energiegeladene Gemälde gibt die Geschichte von Hero und Leander, zwei der berühmtesten Liebenden der antiken Mythologie, wieder, deren Geschichte vom griechischen Dichter Musaios von Athen aufgeschrieben und später von Ovid in seinen Heroides neu verfasst wurde. Der Legende nach schwamm der junge Leander von Abydos nächtens durch die Meerenge nach Sestos, wo seine Geliebte Hero, eine Priesterin der Aphrodite, eine brennende Fackel hielt, die ihm den Weg wies. In einer stürmischen Nacht erlosch das Feuer, und das Wasser wurde so wild und heftig, dass Leander ertrank. Verrückt aus Gram warf sich Hero vom Turm, um gemeinsam mit dem Geliebten in den Fluten des Hellespont in den Tod zu gehen.

Das Zentrum der vorliegenden Komposition wird von Leanders leblosem Körper beherrscht. Er ist von einer Gruppe trauernder Nereiden umgeben, die in den peitschenden Wellen schaukeln. Zusätzliche Ausdruckskraft erfährt die Darstellung der Erzählung durch die Kombination einzelner aufeinander folgender Ereignisse zu einer einzigen hochdramatischen Szene, die Hero einbezieht, wie sie in das reißende Wasser stürzt. Die nächtliche Szene durchbrechen wenige Sonnenstrahlen, die sich durch dicke, dunkle Wolken den Weg bahnen und Licht auf die tragische Geschichte werfen. Die Komposition zeigt deutliche Spuren von Rubens’ Aufenthalt in Italien: Der linke Schenkel der Nereide im Zentrum mag sich auf Michelangelos vielbewunderte Skulptur Nacht auf dem Grabmal des Giuliano di Lorenzo de’ Medici (Florenz, Basilica di San Lorenzo) beziehen.

Nils Büttner meint im Katalogeintrag zum vorliegenden Gemälde (siehe Büttner 2022, S. 338), dass es sich um eine Werkstattfassung handeln und sie unmittelbar nach der Rückkehr Rubens’ aus Italien entstanden sein könnte. Büttner datiert das Bild daher in die Zeit zwischen 1609 und 1618. Die heute verlorene originale Fassung schuf Rubens während seines Aufenthalts in Italien. Wenig ist jedoch über den Auftraggeber bekannt, möglicherweise wurde das Bild für den Kunstmarkt ausgeführt. Nichtsdestotrotz wurde das Werk unmittelbar nach seinem Bekanntwerden gepriesen, indem ihm Giovanni Battista Marino mit der Erwähnung im Titel seines Sonetts Leandro morto trà le braccia delle Nereidi: di Pietro Paolo Rubens in seiner Galeria del Cav. Marino distinta in Pitture e Sculture huldigte. Die Anerkennung der Bedeutung des Originals geht auch aus den vielen bekannten Repliken und Kopien hervor, wovon viele der Werkstatt Rubens’ zugeschrieben werden und die sich u. a. in wichtigen internationalen Museen, darunter in der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden (Inv.-Nr. Gal. 1002) und in der Yale University Art Gallery (Inv.-Nr. 1962.25), befinden.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

25.10.2023 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 33.800,-
Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 50.000,-

Werkstatt des Peter Paul Rubens


(Siegen 1577–1640 Antwerpen)
Hero und Leander,
Öl auf Leinwand, 84 x 111 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Sotheby’s Olympia, London, 28. Oktober 2004, Lot 35 (als nach Sir Peter Paul Rubens, 18. Jahrhundert, mit falschen Maßangaben);
Auktion, Bonhams, Oxford, 14. April 2015, Lot 388 (als nach Sir Peter Paul Rubens, 18. Jahrhundert, mit falschen Maßangaben);
Privatsammlung, Deutschland

Ausgestellt:
Stuttgart, Staatsgalerie Stuttgart, Becoming Famous. Peter Paul Rubens, 22. Oktober 2021 – 20. Februar 2022, Kat.-Nr. 33 (als Werkstatt des Peter Paul Rubens (?));
Genua, Palazzo Ducale, Appartamento del Doge, Rubens a Genova, 6. Oktober 2022 – 22. Januar 2023 (als Werkstatt des Peter Paul Rubens (?))
Literatur:
V. Korbei, Rubens und die Antike, in: Becoming Famous. Peter Paul Rubens, Ausstellungskatalog, Dresden 2021, S. 150–152, Nr. 33, Abb. S. 151 (als Werkstatt des Peter Paul Rubens (?), um 1609–1618);
N. Büttner, A. Orlando, Rubens a Genova, Ausstellungskatalog, Mailand 2022, S. 336–339, 385, Nr. 54, mit Abb. (Werkstatt des Peter Paul Rubens (?));
G. Martin, Leander and Hero, in: E. McGrath, B. Schepers und B. Vanoppen (Hrsg.), Corpus Rubenianum Ludwig Burchard, an illustrated catalogue raisonné of the work of Peter Paul Rubens based on the material assembled by the late Ludwig Burchard (1886–1960) in twenty-nine parts, Teil 11: Mythological subjects, Bd. 1, Hercules to Olympus, London/Turnhout 2022, S. 293, Erwähnung unter Nr. 73-2, als Kopie Nr. 7

Das vorliegende bewegte und energiegeladene Gemälde gibt die Geschichte von Hero und Leander, zwei der berühmtesten Liebenden der antiken Mythologie, wieder, deren Geschichte vom griechischen Dichter Musaios von Athen aufgeschrieben und später von Ovid in seinen Heroides neu verfasst wurde. Der Legende nach schwamm der junge Leander von Abydos nächtens durch die Meerenge nach Sestos, wo seine Geliebte Hero, eine Priesterin der Aphrodite, eine brennende Fackel hielt, die ihm den Weg wies. In einer stürmischen Nacht erlosch das Feuer, und das Wasser wurde so wild und heftig, dass Leander ertrank. Verrückt aus Gram warf sich Hero vom Turm, um gemeinsam mit dem Geliebten in den Fluten des Hellespont in den Tod zu gehen.

Das Zentrum der vorliegenden Komposition wird von Leanders leblosem Körper beherrscht. Er ist von einer Gruppe trauernder Nereiden umgeben, die in den peitschenden Wellen schaukeln. Zusätzliche Ausdruckskraft erfährt die Darstellung der Erzählung durch die Kombination einzelner aufeinander folgender Ereignisse zu einer einzigen hochdramatischen Szene, die Hero einbezieht, wie sie in das reißende Wasser stürzt. Die nächtliche Szene durchbrechen wenige Sonnenstrahlen, die sich durch dicke, dunkle Wolken den Weg bahnen und Licht auf die tragische Geschichte werfen. Die Komposition zeigt deutliche Spuren von Rubens’ Aufenthalt in Italien: Der linke Schenkel der Nereide im Zentrum mag sich auf Michelangelos vielbewunderte Skulptur Nacht auf dem Grabmal des Giuliano di Lorenzo de’ Medici (Florenz, Basilica di San Lorenzo) beziehen.

Nils Büttner meint im Katalogeintrag zum vorliegenden Gemälde (siehe Büttner 2022, S. 338), dass es sich um eine Werkstattfassung handeln und sie unmittelbar nach der Rückkehr Rubens’ aus Italien entstanden sein könnte. Büttner datiert das Bild daher in die Zeit zwischen 1609 und 1618. Die heute verlorene originale Fassung schuf Rubens während seines Aufenthalts in Italien. Wenig ist jedoch über den Auftraggeber bekannt, möglicherweise wurde das Bild für den Kunstmarkt ausgeführt. Nichtsdestotrotz wurde das Werk unmittelbar nach seinem Bekanntwerden gepriesen, indem ihm Giovanni Battista Marino mit der Erwähnung im Titel seines Sonetts Leandro morto trà le braccia delle Nereidi: di Pietro Paolo Rubens in seiner Galeria del Cav. Marino distinta in Pitture e Sculture huldigte. Die Anerkennung der Bedeutung des Originals geht auch aus den vielen bekannten Repliken und Kopien hervor, wovon viele der Werkstatt Rubens’ zugeschrieben werden und die sich u. a. in wichtigen internationalen Museen, darunter in der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden (Inv.-Nr. Gal. 1002) und in der Yale University Art Gallery (Inv.-Nr. 1962.25), befinden.

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.10.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10. - 25.10.2023


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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