Lot Nr. 69 -


Anthonis van Dyck


(Antwerpen 1599–1641 London)
Porträt des Adriaen Stalpaert, Abt von Tongerlo (1563–1629), in weißer Ordenstracht,
datiert links oben: A. tat 67. A 1629,
Öl auf Leinwand, 118 x 93,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Deutschland;
deutscher Kunstmarkt, 2016;
Privatsammlung, Großbritannien

Wir danken Christopher Brown, der die Zuschreibung nach der Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat. Er glaubt an eine mögliche Mitarbeit der Werkstatt im Bereich des Gewandes. Susan Barnes hat das Gemälde 2017 untersucht und darauf hingewiesen, dass es aus Van Dycks zweiter Antwerpener Periode stammt. Sie schreibt: „Ich stimme zu, dass die ‚Werkstatt’ beteiligt ist (Vorhang, Landschaft und Attribute), jedoch nicht ohne van Dyck selbst.“

Dieses bisher unveröffentlichte Porträt von der Hand van Dycks zeigt Adriaen Stalpaert (1563–1629), den Abt des Prämonstratenserklosters in Tongerlo östlich von Antwerpen. 1629 ausgeführt, ist das Bild ein überzeugendes Beispiel der Porträtkunst van Dycks aus den Jahren nach seiner Rückkehr aus Italien. Es verbindet sich hier sein früher flämischer Stil aus der Zeit seiner Schulung bei Rubens mit den in Italien durch das Studium der Werke venezianischer Künstler wie Tizian erlernten Techniken.

War van Dycks Malweise vor seinem Italienbesuch noch dick und pastos, bevorzugte er nach seiner Rückkehr den dünneren und feineren Farbauftrag der venezianischen Koloristen. Dies erlaubte ihm nicht nur schneller zu arbeiten, sondern verlieh seinen Porträtierten auch ein gewisses Maß davor ungekannter Natürlichkeit. Diese Fähigkeiten waren besonders bei Gelehrten und Geistlichen von Vorteil, deren Ansehen und Rang auffällige Posen, Moden oder Hintergründe ausschlossen. In diesen Porträts gelang es van Dyck, einen Sinn für würdevolle Zurückhaltung und ruhige Kraft zum Ausdruck bringen, ja sogar, wie auf unserem Bild, einen Eindruck der intellektuellen und spirituellen Gedankenwelt der Dargestellten zu vermitteln. Zu vergleichbaren Werken zählen die Porträts des Jesuiten P. Carolus Scribani S. J. (1561–1629) aus der Zeit um 1629, das sich im Kunsthistorischen Museum in Wien (Inv.-Nr. 508) befindet und das Bildnis des Zeger van Hontsum (gest. 1643), das um 1630 gemalt wurde und heute im Royal Collection Trust in England (Inv.-Nr. RCIN 405323) verwahrt wird.

Adriaen Stalpaert war von 1608 bis zu seinem Tod im Oktober 1629 Abt von Tongerlo. Das Kloster gibt es noch heute; es ist unter anderem durch eine im Amsterdamer Rijksmuseum aufbewahrte Druckgrafik (Inv.-Nr. RP-P-AO-17-113-11) bekannt. Stalpaert war eine bedeutende Persönlichkeit der Gegenreformation in Flandern, und das unter seinem Wappen sichtbare Motto „crux arida nutrit“ [„das Kreuz machte eine unfruchtbare Erde fruchtbar“] bestimmte seine Amtszeit in Tongerlo. Das Kreuz ist hier im Satzzusammenhang als Zeichen gemalt und nicht als Wort geschrieben. Der Abt verbesserte die Bildung im Kloster, erwarb wichtige Bücher für die Klosterbibliothek und öffnete als sein wichtigstes Verdienst den Mönchen aus Tongerlo das Kollegium des heiligen Norbert in Rom für ihre Ausbildung. Der Heilige, der immer Weiß trug, war der Gründer des Prämonstratenserordens bzw. des Norbertinischen Ordens, dem im Übrigen van Dycks Bruder Theodoor angehörte.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

25.10.2023 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 268.375,-
Schätzwert:
EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-

Anthonis van Dyck


(Antwerpen 1599–1641 London)
Porträt des Adriaen Stalpaert, Abt von Tongerlo (1563–1629), in weißer Ordenstracht,
datiert links oben: A. tat 67. A 1629,
Öl auf Leinwand, 118 x 93,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Deutschland;
deutscher Kunstmarkt, 2016;
Privatsammlung, Großbritannien

Wir danken Christopher Brown, der die Zuschreibung nach der Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat. Er glaubt an eine mögliche Mitarbeit der Werkstatt im Bereich des Gewandes. Susan Barnes hat das Gemälde 2017 untersucht und darauf hingewiesen, dass es aus Van Dycks zweiter Antwerpener Periode stammt. Sie schreibt: „Ich stimme zu, dass die ‚Werkstatt’ beteiligt ist (Vorhang, Landschaft und Attribute), jedoch nicht ohne van Dyck selbst.“

Dieses bisher unveröffentlichte Porträt von der Hand van Dycks zeigt Adriaen Stalpaert (1563–1629), den Abt des Prämonstratenserklosters in Tongerlo östlich von Antwerpen. 1629 ausgeführt, ist das Bild ein überzeugendes Beispiel der Porträtkunst van Dycks aus den Jahren nach seiner Rückkehr aus Italien. Es verbindet sich hier sein früher flämischer Stil aus der Zeit seiner Schulung bei Rubens mit den in Italien durch das Studium der Werke venezianischer Künstler wie Tizian erlernten Techniken.

War van Dycks Malweise vor seinem Italienbesuch noch dick und pastos, bevorzugte er nach seiner Rückkehr den dünneren und feineren Farbauftrag der venezianischen Koloristen. Dies erlaubte ihm nicht nur schneller zu arbeiten, sondern verlieh seinen Porträtierten auch ein gewisses Maß davor ungekannter Natürlichkeit. Diese Fähigkeiten waren besonders bei Gelehrten und Geistlichen von Vorteil, deren Ansehen und Rang auffällige Posen, Moden oder Hintergründe ausschlossen. In diesen Porträts gelang es van Dyck, einen Sinn für würdevolle Zurückhaltung und ruhige Kraft zum Ausdruck bringen, ja sogar, wie auf unserem Bild, einen Eindruck der intellektuellen und spirituellen Gedankenwelt der Dargestellten zu vermitteln. Zu vergleichbaren Werken zählen die Porträts des Jesuiten P. Carolus Scribani S. J. (1561–1629) aus der Zeit um 1629, das sich im Kunsthistorischen Museum in Wien (Inv.-Nr. 508) befindet und das Bildnis des Zeger van Hontsum (gest. 1643), das um 1630 gemalt wurde und heute im Royal Collection Trust in England (Inv.-Nr. RCIN 405323) verwahrt wird.

Adriaen Stalpaert war von 1608 bis zu seinem Tod im Oktober 1629 Abt von Tongerlo. Das Kloster gibt es noch heute; es ist unter anderem durch eine im Amsterdamer Rijksmuseum aufbewahrte Druckgrafik (Inv.-Nr. RP-P-AO-17-113-11) bekannt. Stalpaert war eine bedeutende Persönlichkeit der Gegenreformation in Flandern, und das unter seinem Wappen sichtbare Motto „crux arida nutrit“ [„das Kreuz machte eine unfruchtbare Erde fruchtbar“] bestimmte seine Amtszeit in Tongerlo. Das Kreuz ist hier im Satzzusammenhang als Zeichen gemalt und nicht als Wort geschrieben. Der Abt verbesserte die Bildung im Kloster, erwarb wichtige Bücher für die Klosterbibliothek und öffnete als sein wichtigstes Verdienst den Mönchen aus Tongerlo das Kollegium des heiligen Norbert in Rom für ihre Ausbildung. Der Heilige, der immer Weiß trug, war der Gründer des Prämonstratenserordens bzw. des Norbertinischen Ordens, dem im Übrigen van Dycks Bruder Theodoor angehörte.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.10.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10. - 25.10.2023


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.