Lot Nr. 81 -


Jusepe de Ribera, gen. Lo Spagnoletto


(Xàtiva 1591–1652 Neapel)
Ecce Homo,
signiert und datiert: Jusepe de Ribera / español ,F. 1644,
Öl auf Leinwand, 70 x 57 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Christie, Manson & Woods, 17. März 1888, Lot 83 (als Jusepe de Ribera);
Sammlung Obdulio Moncada Calderón, Cartagena, von 1890 bis zumindest 1907;
vermutlich Weitergabe im Erbgang innerhalb der Familie;
Privatsammlung, London, bis 2022;

Literatur:
M. González Simancas, Catálogo Monumental de España. Provincia de Murcia 1905–1907, digitalisiertes Manuskript des CSIC/Biblioteca Tomás Navarro Tomás, Bd. II, S. 334f. (als Jusepe de Ribera)
Diese außergewöhnliche signierte und datierte Ecce-Homo-Darstellung wurde erstmals von Manuel González Simancas (1855–1942), einem Mitglied der Real Academia de Bellas Artes de San Fernando in Córdoba, veröffentlicht. Er erwähnt das Gemälde in seinem Manuskript (siehe Literatur) wie folgt:

„827. – Herr Obdulio Moncada, den ich bereits erwähnte, ist im Besitz eines guten auf Leinwand gemalten Bildes von Spagnoletto (Foto 199) mit einer Darstellung des Ecce Homo, die rechte Schulter und ein Teil der Brust Jesu entblößt, der in der linken Hand ein Schilfrohr hält. Dieses Gemälde könnte zu den besten Arbeiten dieses brillanten Künstlers zählen, dessen Signatur auf dem roten Tuch erscheint, welches die andere Hälfte der Brust und die linke Schulter bedeckt. Jusepe de Ribera // español (Spanier), F.1644. Das Gemälde ist ohne Rahmen 68 cm hoch und 55 cm breit, und es befindet sich in einem sehr guten Zustand.“

Diesem Manuskript zufolge gehörte das Gemälde zur Sammlung des Obdulio Moncada Calderón, der im späten 19. Jahrhundert Bürgermeister von Cartagena und Präsident des örtlichen Presseverbandes sowie Herausgeber der Zeitung Eco de Cartagena war. Das vorliegende Werk stammt aus der Reifezeit des Künstlers und entstand, als er sich von einer Krankheit, durch die sich viele seiner Aufträge verzögert hatten, erholte. Riberas Naturalismus, der sich schon in seinen frühen Gemälden in Rom zeigte, zog sich durch seine lange künstlerische Laufbahn. Sein malerischer Stil zeichnet sich durch einen meisterhaften Einsatz von Licht und Schatten aus. Dabei kommt eine begrenzte Farbpalette zum Einsatz, welche ein unbeschreibliches Gefühl der Unmittelbarkeit vermittelt. Dies wird in der vorliegenden Komposition durch die nahansichtige Darstellung von Christus im direkten Blickkontakt zum Betrachter noch verstärkt. Format und Größe dieses Ecce Homo entsprechen der üblichen Produktion des Malers, wie mehrere Gemälde aus seinen Serien zu den Aposteln und Philosophen belegen.

Das Thema des Ecce Homo war in der Zeit der Gegenreformation überaus beliebt. Ribera schuf mehrere Versionen, darunter ein Gemälde, das heute in der Real Academia de Bellas Artes de San Fernando in Madrid aufbewahrt wird (Inv.-Nr. 0629) und mit den Initialen „J“ und „R“ signiert ist. Weitere vergleichbare Gemälde aus seiner Reifezeit sind die Ecce-Homo-Bilder im Ateneum in Helsinki, in der Eremitage in Sankt Petersburg (Inv.-Nr. ГЭ-7760) und in der Bob Jones University/Collection of Sacred Art in Greenville.

Jusepe de Ribera wurde in Spanien geboren und reiste als junger Mann nach Italien. In Rom bildete sich zwischen 1613 und 1616 sein persönlicher Stil heraus, der maßgeblich von den Werken Caravaggios beeinflusst wurde. In den 1630er-Jahren kam er mit den Werken von Anthonis van Dyck und Guido Reni in Berührung. In Neapel perfektionierte er seinen naturalistischen Stil in der Nachfolge Diego Velázquez’.

In den 1640er-Jahren war Ribera in Neapel gut etabliert. In dieser Zeit schuf er dramatische Werke, die sich durch starke Licht-Schatten-Kontraste auszeichnen. Sehr wohl nahm Ribera die Malweise Caravaggios wahr und experimentierte mit Helldunkelmalerei, doch wurde er nie ein direkter Nachfolger Caravaggios, sondern entwickelte seinen eigenen, einzigartigen Malstil. Das vorliegende Gemälde ist ein außergewöhnliches Beispiel seines Schaffens.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

25.10.2023 - 18:00

Schätzwert:
EUR 800.000,- bis EUR 1.200.000,-

Jusepe de Ribera, gen. Lo Spagnoletto


(Xàtiva 1591–1652 Neapel)
Ecce Homo,
signiert und datiert: Jusepe de Ribera / español ,F. 1644,
Öl auf Leinwand, 70 x 57 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Christie, Manson & Woods, 17. März 1888, Lot 83 (als Jusepe de Ribera);
Sammlung Obdulio Moncada Calderón, Cartagena, von 1890 bis zumindest 1907;
vermutlich Weitergabe im Erbgang innerhalb der Familie;
Privatsammlung, London, bis 2022;

Literatur:
M. González Simancas, Catálogo Monumental de España. Provincia de Murcia 1905–1907, digitalisiertes Manuskript des CSIC/Biblioteca Tomás Navarro Tomás, Bd. II, S. 334f. (als Jusepe de Ribera)
Diese außergewöhnliche signierte und datierte Ecce-Homo-Darstellung wurde erstmals von Manuel González Simancas (1855–1942), einem Mitglied der Real Academia de Bellas Artes de San Fernando in Córdoba, veröffentlicht. Er erwähnt das Gemälde in seinem Manuskript (siehe Literatur) wie folgt:

„827. – Herr Obdulio Moncada, den ich bereits erwähnte, ist im Besitz eines guten auf Leinwand gemalten Bildes von Spagnoletto (Foto 199) mit einer Darstellung des Ecce Homo, die rechte Schulter und ein Teil der Brust Jesu entblößt, der in der linken Hand ein Schilfrohr hält. Dieses Gemälde könnte zu den besten Arbeiten dieses brillanten Künstlers zählen, dessen Signatur auf dem roten Tuch erscheint, welches die andere Hälfte der Brust und die linke Schulter bedeckt. Jusepe de Ribera // español (Spanier), F.1644. Das Gemälde ist ohne Rahmen 68 cm hoch und 55 cm breit, und es befindet sich in einem sehr guten Zustand.“

Diesem Manuskript zufolge gehörte das Gemälde zur Sammlung des Obdulio Moncada Calderón, der im späten 19. Jahrhundert Bürgermeister von Cartagena und Präsident des örtlichen Presseverbandes sowie Herausgeber der Zeitung Eco de Cartagena war. Das vorliegende Werk stammt aus der Reifezeit des Künstlers und entstand, als er sich von einer Krankheit, durch die sich viele seiner Aufträge verzögert hatten, erholte. Riberas Naturalismus, der sich schon in seinen frühen Gemälden in Rom zeigte, zog sich durch seine lange künstlerische Laufbahn. Sein malerischer Stil zeichnet sich durch einen meisterhaften Einsatz von Licht und Schatten aus. Dabei kommt eine begrenzte Farbpalette zum Einsatz, welche ein unbeschreibliches Gefühl der Unmittelbarkeit vermittelt. Dies wird in der vorliegenden Komposition durch die nahansichtige Darstellung von Christus im direkten Blickkontakt zum Betrachter noch verstärkt. Format und Größe dieses Ecce Homo entsprechen der üblichen Produktion des Malers, wie mehrere Gemälde aus seinen Serien zu den Aposteln und Philosophen belegen.

Das Thema des Ecce Homo war in der Zeit der Gegenreformation überaus beliebt. Ribera schuf mehrere Versionen, darunter ein Gemälde, das heute in der Real Academia de Bellas Artes de San Fernando in Madrid aufbewahrt wird (Inv.-Nr. 0629) und mit den Initialen „J“ und „R“ signiert ist. Weitere vergleichbare Gemälde aus seiner Reifezeit sind die Ecce-Homo-Bilder im Ateneum in Helsinki, in der Eremitage in Sankt Petersburg (Inv.-Nr. ГЭ-7760) und in der Bob Jones University/Collection of Sacred Art in Greenville.

Jusepe de Ribera wurde in Spanien geboren und reiste als junger Mann nach Italien. In Rom bildete sich zwischen 1613 und 1616 sein persönlicher Stil heraus, der maßgeblich von den Werken Caravaggios beeinflusst wurde. In den 1630er-Jahren kam er mit den Werken von Anthonis van Dyck und Guido Reni in Berührung. In Neapel perfektionierte er seinen naturalistischen Stil in der Nachfolge Diego Velázquez’.

In den 1640er-Jahren war Ribera in Neapel gut etabliert. In dieser Zeit schuf er dramatische Werke, die sich durch starke Licht-Schatten-Kontraste auszeichnen. Sehr wohl nahm Ribera die Malweise Caravaggios wahr und experimentierte mit Helldunkelmalerei, doch wurde er nie ein direkter Nachfolger Caravaggios, sondern entwickelte seinen eigenen, einzigartigen Malstil. Das vorliegende Gemälde ist ein außergewöhnliches Beispiel seines Schaffens.

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.10.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10. - 25.10.2023