Lot Nr. 113


Baldassarre Franceschini, gen. Volterrano


(Volterra 1611–1689 Florenz)
Ecce Homo,
Öl auf Leinwand, 58 x 48 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Wir danken Alessandro Grassi, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original bestätigt hat.

Dieses vermutlich für die private Andacht bestimmte Gemälde ist eines der frühesten Experimente Volterranos mit der Ikonografie des Ecce-Homo-Themas, das der Künstler später in einigen Abwandlungen wieder aufgreifen sollte. Insbesondere die Art der Umsetzung des roten Gewandes Christi als großzügig drapierter Faltenwurf scheint Volterranos Aufenthalt in Venedig (1662) vorauszugehen, in dessen Folge sich der Künstler eines ungestümeren Stils bediente.

Das vorliegende Werk ist mit Volterranos Gemälden aus der Mitte der 1650er-Jahre vergleichbar, darunter dem Altarbild der heiligen Klara in Volterra und dem heute in der Staatsgalerie auf Schoss Schleißheim befindlichen Perseus. Das Gesicht des leidenden Christus erinnert auch an Franceschinis Frühwerk: an das abgenommene Fresko mit Venus und Amor im Museo Bardini in Florenz oder an die Figuren aus dem Fresko Cosimo II. empfängt die Sieger der Schlacht von Bona im Hof der Villa Petraia.

Dieser Kompositionstypus wurde besonders geschätzt und ist in unterschiedlichen Varianten bekannt, darunter eine Fassung, die sich im einst Besitz von Ferdinando de’ Medici befand und heute in der Galleria Palatina in Florenz aufbewahrt wird (M. C. Fabbri, A. Grassi, R. Spinelli, Volterrano. Baldassarre Franceschini 1611–1690, Florenz, 2013, S. 359, Nr. OP 58 und OP 59; zu diesem Thema siehe auch M. Chiarini, Gli Ecce Homo di Baldassarre Franceschini, il Volterrano, in: Arte Cristiana, Bd. 73, 1985, S. 195–199).

Baldassarre Franceschini wurde zunächst in der Werkstatt seines Vaters, des Bildhauers Gaspare, ausgebildet und ging im Alter von 16 Jahren nach Florenz, um als Gehilfe Matteo Rossellis zu arbeiten. Sein erster großer Auftrag waren die Fresken in der Villa Petraia, die 1636 von Lorenzo de’ Medici in Auftrag gegeben und zwölf Jahre später fertiggestellt wurden. Im Jahr 1652 finanzierte Markgraf Filippo Niccolini dem Künstler eine Studienreise in die wichtigsten

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

24.04.2024 - 18:00

Schätzwert:
EUR 15.000,- bis EUR 20.000,-

Baldassarre Franceschini, gen. Volterrano


(Volterra 1611–1689 Florenz)
Ecce Homo,
Öl auf Leinwand, 58 x 48 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Wir danken Alessandro Grassi, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original bestätigt hat.

Dieses vermutlich für die private Andacht bestimmte Gemälde ist eines der frühesten Experimente Volterranos mit der Ikonografie des Ecce-Homo-Themas, das der Künstler später in einigen Abwandlungen wieder aufgreifen sollte. Insbesondere die Art der Umsetzung des roten Gewandes Christi als großzügig drapierter Faltenwurf scheint Volterranos Aufenthalt in Venedig (1662) vorauszugehen, in dessen Folge sich der Künstler eines ungestümeren Stils bediente.

Das vorliegende Werk ist mit Volterranos Gemälden aus der Mitte der 1650er-Jahre vergleichbar, darunter dem Altarbild der heiligen Klara in Volterra und dem heute in der Staatsgalerie auf Schoss Schleißheim befindlichen Perseus. Das Gesicht des leidenden Christus erinnert auch an Franceschinis Frühwerk: an das abgenommene Fresko mit Venus und Amor im Museo Bardini in Florenz oder an die Figuren aus dem Fresko Cosimo II. empfängt die Sieger der Schlacht von Bona im Hof der Villa Petraia.

Dieser Kompositionstypus wurde besonders geschätzt und ist in unterschiedlichen Varianten bekannt, darunter eine Fassung, die sich im einst Besitz von Ferdinando de’ Medici befand und heute in der Galleria Palatina in Florenz aufbewahrt wird (M. C. Fabbri, A. Grassi, R. Spinelli, Volterrano. Baldassarre Franceschini 1611–1690, Florenz, 2013, S. 359, Nr. OP 58 und OP 59; zu diesem Thema siehe auch M. Chiarini, Gli Ecce Homo di Baldassarre Franceschini, il Volterrano, in: Arte Cristiana, Bd. 73, 1985, S. 195–199).

Baldassarre Franceschini wurde zunächst in der Werkstatt seines Vaters, des Bildhauers Gaspare, ausgebildet und ging im Alter von 16 Jahren nach Florenz, um als Gehilfe Matteo Rossellis zu arbeiten. Sein erster großer Auftrag waren die Fresken in der Villa Petraia, die 1636 von Lorenzo de’ Medici in Auftrag gegeben und zwölf Jahre später fertiggestellt wurden. Im Jahr 1652 finanzierte Markgraf Filippo Niccolini dem Künstler eine Studienreise in die wichtigsten

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 24.04.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.04. - 24.04.2024