Lot Nr. 609


Aurelio Lomi


Aurelio Lomi - Alte Meister

(Pisa 1556–1622)
Die büßende Maria Magdalena,
Öl auf Leinwand, 87 x 72,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Wir danken Professor Pierluigi Carofano für seinen Hinweis auf die Zuschreibung, nachdem er das vorliegende Gemälde im Original geprüft hat, sowie für seine Unterstützung bei der Katalogisierung des Werks (schriftliche Mitteilung, 18. Februar 2013).

Aurelio Lomi Gentileschi, der ältere Bruder Orazio Gentileschis und der Onkel von Artemisia Gentileschi, schuf das vorliegende Gemälde um 1610/11. Nachdem er sich von seiner spätmanieristischen Malweise verabschiedet hatte, begann er in diesem Jahrzehnt in Florenz in einem naturalistischen Stil zu malen. Dabei stand er auch unter dem Einfluss von Orazio und Artemisia, die beide ebenfalls in der Stadt lebten.

Das vorliegende Gemälde gibt sein neu gewecktes Interesse am Naturalismus zu erkennen, aber auch noch Nachklänge des spätmanieristischen Stils wie das schimmernde Blau des Gewandes, das häufig in anderen eigenhändigen Werken, etwa in dem Gemälde Die heiligen Bischöfe in der Canonica di San Lorenzo in Florenz, anzutreffen ist (siehe Carofano in: Ciardi/Carofano/Galassi, Aurelio Lomi. Maniera e innovazione, Pisa 1989, S. 246, Nr. 59). Darüber hinaus weist die Magdalena des vorliegenden Gemäldes die für Lomi charakteristischen Gesichtszüge auf, die der Künstler beinahe wie eine Signatur einsetzte und die auch in anderen um 1610 ausgeführten Werken zu finden sind, etwa in der Aufnahme Marias in den Himmel, ehemals im Palazzo dei Priori (Soprintendenza alle Gallerie di Pisa, Depot; siehe Carofano in: Ciardi/Carofano/Galassi, op. cit., S. 227, Nr. 47) und in dem Gemälde Die hl. Maria von Ägypten zeigt Magdalena die Bußwerkzeuge der Sammlung Piselli in Florenz (Carofano in: Ciardi/Carofano/Galassi, op. cit., S. 227/28, Nr. 47a).
Das vorliegende Gemälde zeigt jenen Moment der heiligen Magdalena, in dem sie sich von Lust und Vergnügen abwendet. Es handelt sich um ein beliebtes Thema der Gegenreformation. Magdalena ist prächtig gekleidet und mit verführerischem Haar dargestellt; ihren Schmuck hat sie auf einem Tisch neben sich abgelegt. Carofano weist darauf hin, dass die Gesichtszüge der Magdalena von Artemisia, der Nichte des Künstlers, inspiriert worden sein könnten. Aurelio Lomi Gentileschi wurde in der Werkstatt seines Bruders Baccio ausgebildet; um 1587 arbeitete er in Rom, wo er Fresken in einer Kapelle der Kirche Santa Maria in Vallicella ausführte. Später zog er nach Pisa, wo er zum offiziellen Maler der Opera del Duomo ernannt wurde. Er verbrachte mehrere Jahre in Genua (1597–1604) und kehrte 1604 nach Pisa zurück. 1611 schloss er sich seinem Bruder Orazio und seiner Nichte Artemisia in Florenz an.

17.04.2013 - 18:00

Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Aurelio Lomi


(Pisa 1556–1622)
Die büßende Maria Magdalena,
Öl auf Leinwand, 87 x 72,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Wir danken Professor Pierluigi Carofano für seinen Hinweis auf die Zuschreibung, nachdem er das vorliegende Gemälde im Original geprüft hat, sowie für seine Unterstützung bei der Katalogisierung des Werks (schriftliche Mitteilung, 18. Februar 2013).

Aurelio Lomi Gentileschi, der ältere Bruder Orazio Gentileschis und der Onkel von Artemisia Gentileschi, schuf das vorliegende Gemälde um 1610/11. Nachdem er sich von seiner spätmanieristischen Malweise verabschiedet hatte, begann er in diesem Jahrzehnt in Florenz in einem naturalistischen Stil zu malen. Dabei stand er auch unter dem Einfluss von Orazio und Artemisia, die beide ebenfalls in der Stadt lebten.

Das vorliegende Gemälde gibt sein neu gewecktes Interesse am Naturalismus zu erkennen, aber auch noch Nachklänge des spätmanieristischen Stils wie das schimmernde Blau des Gewandes, das häufig in anderen eigenhändigen Werken, etwa in dem Gemälde Die heiligen Bischöfe in der Canonica di San Lorenzo in Florenz, anzutreffen ist (siehe Carofano in: Ciardi/Carofano/Galassi, Aurelio Lomi. Maniera e innovazione, Pisa 1989, S. 246, Nr. 59). Darüber hinaus weist die Magdalena des vorliegenden Gemäldes die für Lomi charakteristischen Gesichtszüge auf, die der Künstler beinahe wie eine Signatur einsetzte und die auch in anderen um 1610 ausgeführten Werken zu finden sind, etwa in der Aufnahme Marias in den Himmel, ehemals im Palazzo dei Priori (Soprintendenza alle Gallerie di Pisa, Depot; siehe Carofano in: Ciardi/Carofano/Galassi, op. cit., S. 227, Nr. 47) und in dem Gemälde Die hl. Maria von Ägypten zeigt Magdalena die Bußwerkzeuge der Sammlung Piselli in Florenz (Carofano in: Ciardi/Carofano/Galassi, op. cit., S. 227/28, Nr. 47a).
Das vorliegende Gemälde zeigt jenen Moment der heiligen Magdalena, in dem sie sich von Lust und Vergnügen abwendet. Es handelt sich um ein beliebtes Thema der Gegenreformation. Magdalena ist prächtig gekleidet und mit verführerischem Haar dargestellt; ihren Schmuck hat sie auf einem Tisch neben sich abgelegt. Carofano weist darauf hin, dass die Gesichtszüge der Magdalena von Artemisia, der Nichte des Künstlers, inspiriert worden sein könnten. Aurelio Lomi Gentileschi wurde in der Werkstatt seines Bruders Baccio ausgebildet; um 1587 arbeitete er in Rom, wo er Fresken in einer Kapelle der Kirche Santa Maria in Vallicella ausführte. Später zog er nach Pisa, wo er zum offiziellen Maler der Opera del Duomo ernannt wurde. Er verbrachte mehrere Jahre in Genua (1597–1604) und kehrte 1604 nach Pisa zurück. 1611 schloss er sich seinem Bruder Orazio und seiner Nichte Artemisia in Florenz an.


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old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.04.2013 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 06.04. - 17.04.2013