Lot Nr. 144


Moritz von Schwind


Moritz von Schwind - Meisterzeichnungen und Druckgraphik bis 1900, Aquarelle, Miniaturen

(Wien 1804–1871 München)
Das Grabmal von Anton Ritter von Spaun, Bleistift, braun laviert, auf Papier, 64 x 50 cm, Passep., gerahmt, (Sch)

Provenienz:
Privatbesitz, Österreich.

Anton Ritter von Spaun starb 1849 und war - wie sein Bruder Joseph von Spaun - mit Moritz von Schwind befreundet und einer der Begründer der “Schubertiaden”. Die vorliegende Zeichnung könnte Moritz von Schwind eventuell in Vorbereitung für ein Wandfresko vorgesehen haben, in welchem er ein Andenken an den verstorbenen Freund setzen wollte. Bei der weiblichen Gestalt, die das Grab mit einem Eichenkranz schmückt, dürfte es sich um die Personifiaktion Oberösterreichs, den Geburts- und Sterbeort Spauns handeln, dem er während seiner gesamten staatsdienstlichen Laufbahn als Stadt- und Landrat sowie als Richter verbunden blieb. Neben seinem Wirken als Staatsbeamter war Spaun auch als Geschichtsforscher, Literaturhistoriker und Volkskundler tätig, der sich vor allem der Erforschung des Volksliedes und der heimischen Dichtung widmete. Er gehörte dem romantischen Kreis um Adalbert Stifter, Ernst von Feuchtersleben und Moritz von Schwind an, mit dem ihn zeitlebens eine enge Freundschaft verband. Bei der männlichen Figur mit der Laute rechts handelt es sich um den mittelalterlichen Dichter und Sänger Heinrich von Ofterdingen, welchem Spaun in der von ihm verfassten Schrift “Heinrich von Ofterdingen und das Nibelungenlied. Ein Versuch den Dichter und das Epos für Österreich zu vindicieren” eine Herkunft aus Österreich zusprach, worauf auch die Tafel mit der Inschrift rechts neben ihm verweist. Auch wenn die Existenz sowie die Herkunft Ofterdingens historisch nicht belegt sind, so wurde er doch zu einer der bedeutendsten Figuren der Poesie der Frühromantik und wurde als solche in zahlreichen Werken der Malerei und Dichtung dieser Zeit gewürdigt. Die Darstellung des trauernden Heinrich von Ofterdingen am Grab Spauns ist somit nicht nur eine Anspielung auf das wissenschaftliche Betätigungsfeld Spauns sondern würdigt ihn gleichzeitig als bedeutenden Geschichtsforscher.
Bei den beiden trauernden Damen im Hintergrund dürfte es sich um die Witwe Joseph von Spauns, Henriette von Spaun, geb. von Vogelsang, und ihre Tochter, Marie Edle von Spaun, handeln. Marie von Spaun heiratete am 25. August 1851 Baron von Hagenauer, Moritz von Schwind war ihr Trauzeuge.

Die hier vorliegende Zeichnung ist eine von mehreren bekannten Entwürfen zu der Komposition, die Schwind möglicherweise in Vorbereitung für ein Fresko auf einem Monument angefertigt haben dürfte. Eine fast identische Sepiazeichnung, jedoch ohne die Inschriften am Grabstein “Anton Spaun Eqies Op Kremsmünster” sowie die Inschrift auf der Tafel rechts neben Heinrich von Ofterdingen befindet sich in Karlsruhe in Privatbesitz (vgl. Otto Weigmann, Moritz von Schwind: Des Meisters Werke in 1265 Abbildungen, Stuttgart / Leipzig 1906, S. 455). Insgesamt ist die vorliegende Zeichnung jedoch, auch in der Vegetation, viel detailreicher ausgeführt. In seiner Feinheit erinnert es an das spätere Blatt “Nixen am Ufergrabmal für Joseph Freiherr von Spaun”, der Bruder Anton von Spauns, der 1865 verstarb (heute Berlin, Kupferstichkabinett, Inv. Nr. SZ Schwind 13, Feder und Pinsel in Braun, aquarelliert, Graphitstift, 39,5 x 27,4 cm). Die bei Weigmann abgebildete Sepiazeichnung wird dort ebenfalls auf 1865, das Todesjahr des Bruders Joseph von Spaun datiert. Möglicherweise hatte Schwind auch eine druckgraphische Arbeit für die beiden Brüder geplant.

Wir danken Dr. Ulrike Olbrich für die wissenschaftliche Unterstützung.

Expertin: Mag. Astrid-Christina Schierz Mag. Astrid-Christina Schierz
+43-1-515 60-546

astrid.schierz@dorotheum.at

20.10.2020 - 15:52

Erzielter Preis: **
EUR 5.760,-
Startpreis:
EUR 2.400,-

Moritz von Schwind


(Wien 1804–1871 München)
Das Grabmal von Anton Ritter von Spaun, Bleistift, braun laviert, auf Papier, 64 x 50 cm, Passep., gerahmt, (Sch)

Provenienz:
Privatbesitz, Österreich.

Anton Ritter von Spaun starb 1849 und war - wie sein Bruder Joseph von Spaun - mit Moritz von Schwind befreundet und einer der Begründer der “Schubertiaden”. Die vorliegende Zeichnung könnte Moritz von Schwind eventuell in Vorbereitung für ein Wandfresko vorgesehen haben, in welchem er ein Andenken an den verstorbenen Freund setzen wollte. Bei der weiblichen Gestalt, die das Grab mit einem Eichenkranz schmückt, dürfte es sich um die Personifiaktion Oberösterreichs, den Geburts- und Sterbeort Spauns handeln, dem er während seiner gesamten staatsdienstlichen Laufbahn als Stadt- und Landrat sowie als Richter verbunden blieb. Neben seinem Wirken als Staatsbeamter war Spaun auch als Geschichtsforscher, Literaturhistoriker und Volkskundler tätig, der sich vor allem der Erforschung des Volksliedes und der heimischen Dichtung widmete. Er gehörte dem romantischen Kreis um Adalbert Stifter, Ernst von Feuchtersleben und Moritz von Schwind an, mit dem ihn zeitlebens eine enge Freundschaft verband. Bei der männlichen Figur mit der Laute rechts handelt es sich um den mittelalterlichen Dichter und Sänger Heinrich von Ofterdingen, welchem Spaun in der von ihm verfassten Schrift “Heinrich von Ofterdingen und das Nibelungenlied. Ein Versuch den Dichter und das Epos für Österreich zu vindicieren” eine Herkunft aus Österreich zusprach, worauf auch die Tafel mit der Inschrift rechts neben ihm verweist. Auch wenn die Existenz sowie die Herkunft Ofterdingens historisch nicht belegt sind, so wurde er doch zu einer der bedeutendsten Figuren der Poesie der Frühromantik und wurde als solche in zahlreichen Werken der Malerei und Dichtung dieser Zeit gewürdigt. Die Darstellung des trauernden Heinrich von Ofterdingen am Grab Spauns ist somit nicht nur eine Anspielung auf das wissenschaftliche Betätigungsfeld Spauns sondern würdigt ihn gleichzeitig als bedeutenden Geschichtsforscher.
Bei den beiden trauernden Damen im Hintergrund dürfte es sich um die Witwe Joseph von Spauns, Henriette von Spaun, geb. von Vogelsang, und ihre Tochter, Marie Edle von Spaun, handeln. Marie von Spaun heiratete am 25. August 1851 Baron von Hagenauer, Moritz von Schwind war ihr Trauzeuge.

Die hier vorliegende Zeichnung ist eine von mehreren bekannten Entwürfen zu der Komposition, die Schwind möglicherweise in Vorbereitung für ein Fresko auf einem Monument angefertigt haben dürfte. Eine fast identische Sepiazeichnung, jedoch ohne die Inschriften am Grabstein “Anton Spaun Eqies Op Kremsmünster” sowie die Inschrift auf der Tafel rechts neben Heinrich von Ofterdingen befindet sich in Karlsruhe in Privatbesitz (vgl. Otto Weigmann, Moritz von Schwind: Des Meisters Werke in 1265 Abbildungen, Stuttgart / Leipzig 1906, S. 455). Insgesamt ist die vorliegende Zeichnung jedoch, auch in der Vegetation, viel detailreicher ausgeführt. In seiner Feinheit erinnert es an das spätere Blatt “Nixen am Ufergrabmal für Joseph Freiherr von Spaun”, der Bruder Anton von Spauns, der 1865 verstarb (heute Berlin, Kupferstichkabinett, Inv. Nr. SZ Schwind 13, Feder und Pinsel in Braun, aquarelliert, Graphitstift, 39,5 x 27,4 cm). Die bei Weigmann abgebildete Sepiazeichnung wird dort ebenfalls auf 1865, das Todesjahr des Bruders Joseph von Spaun datiert. Möglicherweise hatte Schwind auch eine druckgraphische Arbeit für die beiden Brüder geplant.

Wir danken Dr. Ulrike Olbrich für die wissenschaftliche Unterstützung.

Expertin: Mag. Astrid-Christina Schierz Mag. Astrid-Christina Schierz
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astrid.schierz@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Meisterzeichnungen und Druckgraphik bis 1900, Aquarelle, Miniaturen
Auktionstyp: Online Auction
Datum: 20.10.2020 - 15:52
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10.2020 - 20.10.2020


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.